Eine musikalische Zeitreise

Das in der Sammlung des Museums PERLA CASTRUM – Ein Schloss voller Geschichte erhaltene Grammophon wurde Anfang des 20. Jahrhunderts in den Nirona-Werken Nier & Ehmer in Beierfeld hergestellt.Das in der Sammlung des Museums PERLA CASTRUM – Ein Schloss voller Geschichte erhaltene Grammophon wurde Anfang des 20. Jahrhunderts in den Nirona-Werken Nier & Ehmer in Beierfeld hergestellt.

Was heute die App Spotify oder der MP3-Player ist, war Anfang des 20. Jahrhunderts das Koffergrammophon. 1887 fertigte der deutsch-amerikanische Emil Berliner ein Gerät zur Wiedergabe von Tönen an – das Grammophon. Im Laufe der Zeit wurde diese Erfindung weiterentwickelt, um den Ansprüchen der damaligen Gesellschaft zu entsprechen. So wurden auch transportable Apparate hergestellt, die beispielsweise für Unterhaltung beim Picknick im Park sorgten.
 
Die Nirona-Werke Nier & Ehmer in Beierfeld, welche unter anderem Felgen, Luftpumpen, Schutzbleche und Lampen für die Fahrradindustrie produzierten, stellten zudem Grammophone aus Blech her. Anfangs waren diese noch mit einer Parlophon-Schalldose der Firma Lindström ausgestattet bevor das Unternehmen eine eigene Schalldose mit Schalltrichter entwickelte. Zu erkennen ist dies an dem Warenzeichen „£“, was auf den Namen Lindström verweist. Die Carl Lindström GmbH (später AG) war neben der Grammophonherstellung Europas größter Schallplattenproduzent. Das dort entstandene Plattenlabel Parlophone nahm, nach zahlreichen Fusionen und Aufkäufen durch andere Unternehmen, Künstler wie die Beatles, Tina Turner und David Guetta unter Vertrag.

Nachdem Nier & Ehmer im Mai 1916 das Patent für ihren Resonator („umgekehrter Schalltrichter“) erhielten, wurden diese in den Grammophonen in Beierfeld verbaut. 1952 wurde das Unternehmen mit der „Hermann Nier Feuerhandwerk“ zum „VEB Sturmlaternenwerk Beierfeld“ vereint, welches als Teilbetrieb des „VEB Waschgerätewerkes Schwarzenberg“ fungierte.

Das in der Sammlung des Museums PERLA CASTRUM – Ein Schloss voller Geschichte erhaltene Grammophon wurde Anfang des 20. Jahrhunderts in den Nirona-Werken Nier & Ehmer in Beierfeld hergestellt. Aufgrund dessen, dass es mit der Parlophon-Schalldose der Firma Lindström ausgestattet ist, wurde es vermutlich vor der Patentierung des Resonators produziert.

Abmessung Gehäuse: H: 17,5 cm; B: 20,0 cm; T: 13,0 cm
Abmessung Grammophon: H: 15,5 cm; B: 17,5 cm; T: 11,0 cm

Zum leichteren Transport wird es in einem schwarz lackierten Blechgehäuse mit dem Aufdruck „NIRONA“ aufbewahrt. Es ist seitlich verschließbar. Die Herausnahme des Gerätes wird durch zwei Führungsschienen erleichtert. Das Mechanikgehäuse und der Schalltrichter des Grammophons bestehen aus Blech, welches mit dunkelrot-schwarzem Lack in Holzoptik überzogen ist. Die Kurbel (mit Holzgriff), die Plattennadel, die Schalldose, die Stellschrauben, die Tellerbremse und der Plattenteller sind aus rostfreiem Stahl gefertigt worden. Der Plattenteller ist zusätzlich mit einem mit Filzüberzug versehen.

Das hier vorliegende Modell funktioniert ganz ohne Elektrik. Die beiliegende Kurbel wird an der Seite eingesteckt womit der Federmotor durch die Drehbewegung aufgezogen wird. Dabei verhindert die Tellerbremse ein sofortiges Drehen des Plattentellers. Nun kann eine Schellackplatte auf den Plattenteller aufgelegt werden. Die Schalldose mit Nadel wird auf die Schellackplatte aufgelegt und die Tellerbremse gelöst. Dadurch werden Töne erzeugt und Musik ertönt. Wurde das Grammophon vollständig aufgezogen reichte die Spielzeit für eine Schallplatte aus (pro Seite ca. drei Minuten).

Nachteilig an diesen Geräten war, dass diese keine Lautstärkeregelung ermöglichten. Nur durch das Einsetzen einer anderen Nadel konnte die Lautstärke ein wenig reguliert werden. Aufgrund des starken Abriebes empfahl es sich die Nadeln nach jedem Abspielen einer Platte zu erneuern.

Dieses Objekt wurde vom Museum PERLA CASTRUM – Ein Schloss voller Geschichte im Jahr 1977 käuflich erworben.